«Ein bisschen unbequem muss ich schon sein»
Manfred Liechti wollte in jungen Jahren nur mal zwei, drei Jahre bei Swiss-Ski arbeiten. Mittlerweile sind es 26 Jahre geworden. Als Chef Materialwart betreut er die Bekleidung von gegen 300 Schneesportlerinnen und -sportlern sowie Trainern und ist daneben auch noch für die Administration des Fuhrparks zuständig.
Manfred Liechti verkörpert alles andere als den mürrischen, verschlossenen, ja leicht verschrobenen Materialwart. Der Emmentaler ist zugänglich, aufgeschlossen und strahlt aus, dass ihm der Job noch immer sichtlich Spass macht, auch wenn er ihn manchmal mehr als 100 Prozent fordert. Die jungen Sportlerinnen und Sportler mögen ihn und bringen ihm Respekt gegenüber. Wir haben uns mit dem 57-jährigen gelernten Automechaniker unterhalten, der in Eggiwil im Nachbardorf von Beat Feuz wohnt.
Wie haben Sie bei Swiss-Ski angefangen?
Manfred Liechti: Als Hausdrucker auf einer Kleinoffsetmaschine. Dann kamen immer mehr Aufgaben dazu, zuerst die Koordination der Kopfbedeckung, dann die Autos und das Lager vom Skipool.
Sie arbeiten hauptsächlich am Hauptsitz von Swiss-Ski in Muri?
Ja, auswärts bin ich eher selten, bei Anlässen wie die Werbewoche, beim Abgabetag oder beim Fahrzeugwechsel. Wenn ein Trainer etwas will, dann kommt er zu mir oder ich verschicke die Ware mit der Post.
Wofür sind Sie verantwortlich?
Für die gesamte Bekleidung aller alpinen und nordischen Skisportler. Davon ausgenommen sind aber Skihelme, Brillen, Skis sowie Pistenmaterial wie beispielsweise Slalomstangen.
Die Belastung dürfte saisonal unterschiedlich sein, wann ist sie am grössten?
Am meisten Büez geben die Vorbereitung für die Masstage im Mai, der Abgabetag im Oktober, die Werbewoche und der Autowechsel im Frühling. Da muss ich 60 Audis und 90 VW-Busse bestellen, umschreiben, einlösen, die Versicherung regeln, den Wechsel koordinieren und die Bussen weiterleiten.
Bussen erledigen?
Ja, die Bussen kommen zu mir, weil die Autos auf Swiss-Ski eingelöst sind. Da flattern jede Woche ein paar Bussen ins Haus.
Wer bekommt die meisten Bussen?
Das darf und will ich nicht sagen.
Das liest man dann in den Boulevardmedien…
(lacht) Ja, genau.
Würden Sie Ihre Tätigkeit als Traumjob bezeichnen?
Ja, ich arbeite sehr selbständig in meinem "eigenen Reich". Ich habe das Hobby zum Beruf gemacht, denn ich war immer mit dem Skisport verbunden. Ich war auch 10 Jahre Skiclubpräsident in Eggiwil. Ich arbeite gerne mit jungen Leuten und Sportlern zusammen.
Materialwarte sind doch oft eher pedantisch, stur, pingelig. Und Sie?
Ein bisschen unbequem musst du sein, so wie es im Militär die Zeughauswarte sind. Sonst hast du schnell kein Material mehr im Keller. Ich muss halt immer wieder nachfragen und defekte Dinge austauschen. Wir finden uns aber immer, auch mit den Romands, mit denen ich mich mit Händen und Füssen unterhalte.
Der Abgabetag im Oktober - ein Höhepunkt im Jahr?
Ja, und auch eine richtige Herausforderung. Es kommt vor, dass die Bekleidung bei Jungen trotz Massnehmen nicht passt, weil sie im Sommer körperlich noch einen Sprung gemacht haben. Im Oktober nimmt das Ganze richtig Fahrt auf, da liegen Ferien nicht drin.
Jedes Kleidungsstück ist registriert?
Ja, von der Socke bis zum Renndress. Alles ist in verschiedenen Listen erfasst. Ich habe sozusagen von jedem Athleten die technischen Daten.
Und zuhause, wer ist dort der Materialwart?
Das ist schon meine Frau. Wir helfen einander. Ich bin für alles rund ums Haus zuständig, sie macht den Rest. Wir ergänzen uns gut.
Interview: Pius Schärli