Neues Leben für Schlösslihang-Skilift
Seit fast 50 Jahren gibt es am Schlösslihang in St. Gallen einen Skilift. Dank einer Crowdfunding-Aktion des Einwohnervereins Bruggen konnte der alte, in die Jahre gekommene Ponylift durch einen neuen Tellerlift ersetzt werden. Sehr zur Freude der umliegenden Schulen, die weiterhin dem Ski- und Snowboardsport frönen können.
Der Skilift am Schlösslihang im Westen der Stadt St. Gallen war in die Jahre gekommen und musste dringend ersetzt werden, damit nicht der Abriss drohte. „Wir benötigten dringend einen neuen Skilift, welcher den neuesten Sicherheitsbestimmungen entspricht“, erklärt Stevan Dronjak. Er hat die Spendenaktion für die Anschaffung eines neuen Skilifts ins Rollen gebracht und das Projekt vorangetrieben. Hinter dem Projekt selber steht der Einwohnerverein Bruggen, dem auch Stevan Dronjak angehört. Der Boden, auf dem der Lift steht, ist in der Landwirtschafts- und Sportzone und gehört der Stadt St. Gallen.
Die auf der Crowdfunding-Plattform von Raiffeisen lancierte Spendenaktion stiess von Anbeginn weg auf Begeisterung, insbesondere bei der Bevölkerung von Bruggen. Negative Rückmeldungen oder Stimmen, die den Ersatz des Skilifts für unnötig befanden, gab es keine oder kamen den Initianten nicht zu Ohren. Stevan Dronjak war mit vielen Menschen im Quartier im Gespräch und bekam dabei zu spüren, dass eine grosse Verbundenheit zur Tradition, aber auch eine grosse Identifikation mit dem Hang vorhanden war.
Besonders in Erinnerung geblieben sind Stevan Dronjak die Begegnungen mit älteren Menschen, die in jungen Jahren ihren Kindern die ersten Schwünge beibrachten. „Jetzt können sie den Lift diesen Winter mit ihren Enkelkindern nützen“, freut sich Dronjak. Möglich gemacht haben dies über 200 spendenfreudige Unterstützer, die innert weniger Wochen fast 70‘000 Franken spendeten. Darunter waren freiwillige Zuwendungen zwischen fünf und 8000 Franken.
Ermöglicht haben all die Spender mit diesem Geld die Anschaffung eines neuen Bügellifts der Borer Lift AG in Wichtrach. Der Tellerbügellift bietet einen leichten Einstieg, das Tempo lässt sich drosseln, was einen Sanftanlauf und Sanftstopp ermöglicht. Der Abbau des alten, aus dem Jahre 1970 stammenden Kleinlifts ist mit Hilfe von Freiwilligen der Feuerwehr, dem Militär und Leuten aus dem Quartier bereits erfolgt. Der Aufbau des neuen Lifts ging rassig vonstatten: Dank des Umstands, dass der Bergmasten stehen bleiben durfte, war der Lift bereits nach gut zwei Stunden aufgebaut.
Die Spender gehen übrigens nicht leer aus. Je nach Betrag gibt’s einen Wurst-Getränke-Bon, eine verbilligte Saisonkarte, Eintrag in die Sponsorentafel und personifizierte Tellerbügel, die den Namen des Spenders tragen. Auch Stevan Dronjak hat sich an einem solchen signierten Bügel beteiligt. Auf dem Bügel Nr. 40 (dem letzten von insgesamt 40) sind die Namen seiner Kinder Alex, Boris und Julia eingraviert. Mit der ersten Fahrt werden sie sich vermutlich noch etwas gedulden müssen. Je nach Schnee- und Wetterlage dürfte es im Januar soweit sein, schätzt Dronjak, der sich auf die Erfahrungswerte der letzten Jahre abstützt.
Dronjak rechnet dabei mit zehn bis 14 Betriebstagen. Noch lieber wäre ihm und seiner Familie natürlich ein Prachtswinter wie vor drei Jahren, als der Lift während insgesamt 30 Tagen lief! Die für Skifahrer und Snowboarder gleichermassen geeignete Piste ist rund 250 Meter lang und wird maschinell präpariert. Eine Skihütte mit gemütlichem Stübli und einer Schneebar sorgt jeweils am Mittwochnachmittag und an Wochenenden fürs leibliche Wohl.
Die Kinder im Quartier, aber auch die Schülerinnen und Schüler der Primarschule Engelwies und des Oberstufenzentrums Schönau können es kaum erwarten, den neuen Skilift zu testen. Bleibt zu hoffen, dass Frau Holle in diesem Winter ihre Kissen früher ausschüttelt. Die Kinder im Quartier Bruggen würden es ihr danken.
Interview mit Stevan Dronjak
Seid ihr zufrieden mit dem Resultat des Crowdfunding-Projekts?
Wir sind sehr zufrieden, das Resultat hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen. Damit haben wir nicht gerechnet, zumal unser Finanzierungsziel mit CHF 65‘000.- eher hoch war und ein Skilift keine Rendite verspricht. Umso glücklicher sind wir, dass es geklappt hat.
Was denkst du war der ausschlaggebende Punkt für den Erfolg eurer Kampagne?
Es ist uns gelungen, mit dem Projekt Emotionen und Erinnerungen bei den Leuten zu wecken, die den Skilift in Ihrer Jugend schon benutzt haben. Eine Tradition zu erhalten und diese der heutigen Jugend zu eröffnen, war ein sehr zentraler Grund für eine Spende. Genauso wichtig war unsere konstante Kommunikation des Projekts. Wir haben das Thema wann immer möglich aufgegriffen und die Leute zum Spenden motiviert, sei dies mit Zeitungsartikeln, sozialen Medien wie Facebook und an Quartierfesten. Ausserdem bleibt dank des Skilifts unser Quartier attraktiv und gibt den Jugendlichen eine Betätigungsmöglichkeit.
Wäre der Skilift überhaupt zu Stande gekommen ohne das Crowdfunding?
Wahrscheinlich schon. Einen Spendenaufruf hätte es auch ohne das Crowdfunding gegeben, er wäre aber mühsamer und mit viel mehr Aufwand verbunden gewesen. Wir hätten potenzielle Unterstützer selbst ausfindig machen und anschreiben müssen. Auch wäre die Suche nach Unterstützern, die hohe Beträge spenden, schwieriger gewesen. So aber konnten wir einfach den Link zum Projekt versenden und zum Spenden auffordern.
Wo siehst du die Vorteile eines Crowdfundings?
Man hat jederzeit einen Gesamtüberblick über den Stand des Projekts, da alle Spenden darüber gesammelt werden. Der administrative Aufwand ist viel kleiner gewesen wie bei klassischen Sammelaktionen, beispielsweise einem Spendenbarometer im Quartier. Das hat auch die Hürde das Projekt zu starten kleiner gemacht. Und auch wenn das Projekt im schlimmsten Fall scheitert, bleibt der Aufwand klein, da noch keine Gelder geflossen sind. So ist auch jederzeit gewährleistet, dass das Geld am richtigen Ort ankommt.
Wie hast du die Zeit während der Kampagne erlebt?
Es war eine sehr spannende Zeit. Beim Startschuss entstand ein Hype um das Projekt, viele Leute und auch Medien kamen auf mich zu. Irgendwann flaute das Interesse ab. Kurz vor Ende der Laufzeit gab es dann nochmals einen Schub, der uns vor allem viel Medienpräsenz verschaffte. Negative Reaktionen gab es keine.
Was würdest du beim nächsten Crowdfunding anders machen?
Ich denke ich würde vieles wieder gleich machen. In die Erstellung des Projektvideos würde ich mehr Zeit investieren, da es ein zentraler Erfolgsfaktor für ein Crowdfunding ist. Ich würde es aber definitiv wieder über lokalhelden.ch starten.