«So was hat der Ski-Zirkus noch nicht gesehen»

Markus Rutz sorgt an der Ski-WM im Februar in St.Moritz für eine optimale Präsenz der Marke und des Sponsors Raiffeisen. Auf seine Eingebung hin entsteht im Zielgelände eine Raiffeisen-Schneebar, wie sie der Skizirkus bisher noch nicht gesehen hat.

Manchmal braucht es etwas Mut, Vertrauen und Weitsicht, um etwas augenfällig Spezielles bei einem Grossanlass entstehen zu lassen. Vor zwei Jahren hatte Markus Rutz (43), Projektleiter Schneesport bei Raiffeisen Schweiz, eine Idee zur Inszenierung von Raiffeisen bei der Ski-WM in St.Moritz. Auf Glück komm raus buchte er lange vor dem Anlass gut zwei Dutzend Hotelzimmer und eine Ferienwohnung für den Staff von Raiffeisen und für mögliche Gäste.

Das pikante, aber nicht unbedeutende Detail dabei: Raiffeisen hatte noch gar keinen Vertrag mit dem Organisationskomitee der Winterspiele! Die Erleichterung folgte wenig später, als eintrat, worauf Markus Rutz spekuliert und gehofft hatte: Der Vertrag mit St. Moritz war definitiv zustande gekommen. Raiffeisen konnte die Weltcup-Veranstaltung 2015 und die Ski-WM 2017 gleich im Doppelpack buchen. Das war der Startschuss für die Entwicklung weiterer Ideen im Eventbereich. Darüber haben wir uns mit Markus Rutz unterhalten.

Panorama: Was gilt es im Vorfeld einer Ski-Weltmeisterschaft für einen Vertreter eines Hauptsponsors alles zu regeln?
Markus Rutz: Der Vertrag mit der European Broadcasting Union (EBU) gibt die Basis vor. Bei der EBU können wir Leistungen einkaufen wie Bandenpakete im Start/Ziel. Es galt, Verhandlungen zu führen, die Werbepräsenz für die Raiffeisenbanken zu sichern, VIP-Packages für Banken zu schnüren, Angebote für Mitglieder zu schaffen und Ideen für die Präsenz von Raiffeisen an der WM St.Moritz zu entwickeln.

Präsenz markieren Sie mit der 40 Meter langen Raiffeisen-Schneebar im Zielgelände Salastrains. Warum gerade eine Schneebar?
An der letzten WM 2003 gab es ein Zelt-Dörfli, aber nichts Extravagantes. Deshalb kam ich auf die Idee einer Schneebar. Das gab es im Weltcup-Zirkus bisher noch nicht. Wenn es richtig hudelt, gibt es für bis zu 20 Leute Schutz in drei Iglus mit 5 Meter Durchmesser. Bei Schlechtwetter ziehen wir zudem Segeltuchdächer auf. Wir hoffen natürlich auf viele Sonnenstunden.

Und das Spezielle an der Bar ist auch, dass Raiffeisen-Mitarbeiter hinter der Theke stehen.
Genau. Wir haben 80 bis 90 Leute im Einsatz, 90% sind Raiffeisen-Mitarbeitende, die dafür das Einverständnis des Vorgesetzten benötigten. Dieser Job lässt sie aus dem Büroalltag ausbrechen.

Tagesgäste haben eine breite Palette an Eintrittstickets, die mit dem Raiffeisenangebot ab 20 Franken beginnt.

Was darf man als Gast an der Schneebar erwarten?
Eine breite Auswahl an Getränken wie Bier, Glühwein, Zwetschgenluz, Punsch mit/ohne Alkohol, Cüpli. Als Verpflegung empfehle ich den Verzehr einer Puolpetta Engiadinaisa (Hamburger) des Unterengadiner Metzgers Reto Zanetti mit Fladenbrot vom Oberengadiner Bäcker Didier Gront in Sils. Wir rechnen mit einem Absatz von bis zu 1000 Hamburger pro Tag und setzen dafür sechs Grills ein.

Das tönt nach Knochenarbeit. Wie schwierig war es, die eigenen Raiffeisen-Leute zum Mitmachen zu animieren?
Ich hätte gut und gern 130 Leute anstellen können, auch wenn dies alles andere als ein leichter Job ist. Du stehst um 6 Uhr auf, um 8 Uhr ist die Bar offen, um 16 Uhr musst du sie schliessen. Dann aufräumen, Bar wetterfest machen. Wenn alles rund läuft, bist du um 18 Uhr im Hotel.

Woher stammt der Schnee für den Bau der Bar?
Von einer Schneekanone auf dem Gelände, die insgesamt rund 350 Kubikmeter Schnee produziert. Kunstschnee ist kompakter, schmilzt weniger. Die Schneebar wird zudem jeden Tag aufgepäppelt. Selbstverständlich hoffen wir aber auch auf viel Naturschnee.

Wer baut sie?
Die bei Schneebauten seit Jahren führende St.Galler Fima Sculptura. Sie hat beispielsweise den Iglubau revolutioniert.

Was hätten Sie nebst der Schneebar gerne noch realisiert?
Wir wollten heimelige Holzchalets im Ziel- und Siegerbereich. Wir hätten diese sogar selber finanziert. Die Ideen waren da, doch das OK hatte andere Vorstellungen. Die Schneebar war übrigens auch kein Selbstläufer, wir mussten dafür kämpfen. Der Test an der Weltcupveranstaltung 2015 hat das OK dann zum Glück überzeugt.

Was wäre ein Horror-Szenario?
Ein milder Winter wie bei der WM 1995 in Sierra Nevada, die deswegen abgesagt werden musste. Das ist zwar für die Ferienregion Engadin nicht realistisch. Schlimm wäre auch wenig Zuschauer und damit wenig Stimmung.

St.Moritz geniesst nicht gerade den Ruf, ein billiges Pflaster zu sein.
Es geht auch billig. Tagesgäste haben eine breite Palette an Eintrittstickets, die mit dem Raiffeisenangebot ab 20 Franken beginnt. Dafür bekommen Sie attraktive Stehplätze mitten im Tohuwabohu.

Ein persönlicher Tipp von Ihnen?
Mit dem Auto nach Thusis oder Landquart fahren und dort auf die Bahn (RhB) umsteigen und bequem ins Engadin reisen.

Was machen Sie persönlich an der WM?
Einiges. So die Gesamtkoordination und Kontrolle, ob wir die vertraglich zugesagte TV-Präsenz tatsächlich bekommen. Dann kontrolliere ich, ob die Werbebanden am richtigen Ort stehen. Weiters habe ich Einsätze an der Schneebar und im VIP-Bereich. Zudem pflege ich einen Troubleshooting-Pool für den Fall, dass jemand ausfällt. Jeden Morgen findet zudem ein Briefing statt, bei welchem die Tagessituation beurteilt wird.

Und zum Skifahren kommen Sie auch?
Ich hoffe schon, dass ich ab und zu einen Schwung machen kann.



Interview: Pius Schärli