Vom "Knie der Nation bis zum "Mr. Super G"
Pirmin Zurbriggen stammt aus dem hinteren Saastal im Wallis. Seine Jugendjahre verliefen anfänglich noch harzig, doch spätestens als er an den Schweizer Junioren-Meisterschaften 1976 und 1977 den Meistertitel im Riesenslalom gewann, wurde klar, was für ein Talent im jungen Zurbriggen steckte. Im Europacup war Pirmin Zurbriggen noch am Reifen und die Erfolge blieben zunächst aus, aber Zurbriggen war ein gelehriger Schüler, der sich die Ratschläge seiner Trainer zu Herzen nahm. Diese Zielstrebigkeit sollte ihn später an die Spitze führen.
1980 trat Pirmin Zurbriggen erstmals international in Erscheinung, als er an der Junioren-Europameisterschaft die Goldmedaille in der Abfahrt gewann. Das Weltcup-Debüt liess nicht lange auf sich warten: Am 7. Dezember 1980 startete Pirmin Zurbriggen in der Abfahrt von Val-d’Isère und erreichte den 36. Platz. Die ersten Weltcuppunkte sammelte er am 4. Januar 1981 als Fünfter in der Kombination von Ebnat-Kappel, und der erste Weltcup-Sieg feierte er am 24. Januar 1982 in der Kombination auf der prestigeträchtigen Lauberhornstrecke – zwei Monate später, am 24. März folgte mit dem Sieg im Riesenslalom von San Sicario sein erster Sieg in einer Spezialdisziplin.
Schon in der Saison 1982/83 fuhr Pirmin Zurbriggen in der absoluten Weltspitze. Der Super-G war nun eingeführt worden und dem «Mr. Super-G» Pirmin Zurbriggen, wie ihn später auch einige nannten, war dieser schnelle Riesenslalom praktisch auf den Leib geschneidert. Mit zwei Siegen beendete er die Saison auf dem guten sechsten Platz im Gesamtweltcup. In der Saison 1983/84 gelang es Pirmin Zurbriggen bereits, den Gesamtweltcup für sich zu entscheiden; er lieferte sich ein hartes Duell mit Ingemar Stenmark – mit vier Siegen und acht Podestplätzen konnte er diesen übertrumpfen. An den Olympischen Spielen 1984 war Pirmin Zurbriggen dann schon Favorit, er konnte dieser Rolle jedoch nicht gerecht werden; im Riesenslalom und Slalom fiel er aus, in der Abfahrt verpasste er die Bronzemedaille um zehn Hundertstelsekunden.
In die Saison 1984/85 startete Pirmin Zurbriggen mit einer Siegesserie, in welcher die zwei Abfahrtssiege auf der Streif am 11. und 12. Januar 1985 den Höhepunkt darstellten. In Kitzbühel verletzte sich Zurbriggen jedoch am Knie, was seine Teilnahme an der Weltmeisterschaft 1985 in Bormio gefährdete.
In den Schweizer Medien wurde Tag um Tag über das «Knie der Nation» berichtet – ein vorher kaum gesehener Medienrummel. Zur grossen Erleichterung, aber doch auch Erstaunen der Schweizer Skifans stand Zurbriggen zwei Wochen später schon wieder auf den Skiern. Und wie: In Bormio wurde Pirmin Zurbriggen Weltmeister in der Abfahrt und der Kombination und im Riesenslalom gewann er eine Silbermedaille. Die grosse Kristallkugel des Gesamtweltcups konnte Zurbriggen zwar nicht verteidigen, vor dem Hintergrund seiner Verletzung war der zweite Platz jedoch mehr als zufriedenstellend.
In der Saison 1985/86 fuhr Pirmin Zurbriggen äusserst konstant; in allen fünf Disziplinen platzierte sich Zurbriggen mehrmals unter den besten Fünf. Diese Konstanz sollte ihm jedoch auch zum Verhängnis werden: Seine paar Siege ausgenommen fielen die Resultate den damals üblichen Streichergebnissen zum Opfer und er musste den Gesamtweltcup wie in der Saison zuvor an den Luxemburger Marc Girardelli abgeben.
Die Saison 1986/87 wurde hingegen überragend. Pirmin Zurbriggen gewann elf Rennen und stand 14 weitere Male auf dem Podest; er triumphierte in vier von fünf Disziplinenwertungen – bis dahin unerreicht – und sicherte sich konkurrenzlos die grosse Kristallkugel des Gesamtweltcups. Ein wahres Freudenfest wurde überdies die – für den Walliser insbesondere – Heim-Weltmeisterschaft 1987 in Crans-Montana: Zwar musste Zurbriggen in der Abfahrt für einmal einen Sieg an den Teamkollegen Peter Müller abgeben, der Weltmeister wurde, und sich mit der Silbermedaille begnügen, im Riesenslalom und Super-G holte er sich jedoch eine Goldmedaille, eine weitere Silbermedaille kam in der Kombination hinzu.