Dominique Gisin: "Mein Knie war malträtiert, ich konnte nur noch mit Schmerzen fahren"
Dominique Gisins Karriere war geprägt von Rückschlägen und Erfolgen. Schon als Teenager erlitt sie im Jahr 2000 einen schweren Kreuzbandriss im rechten Knie, was über vier Jahre zu Komplikationen geführt hat.
Diese Verletzung führte zu grossen Unterbrüchen im Trainings- und Renngeschehen; zwischen 15 und 18 Jahren konnte sie praktisch keine Rennen fahren. Mehrere weitere Verletzungen sollten ihre Karriere langfristig prägen. Im Jahr 2004 kämpfte Dominique Gisin mit starken Schmerzen und fuhr trotzdem Rennen. Doch irgendeinmal waren die Schmerzen so stark, dass sie nicht mehr trainieren konnte. In dieser Zeit erkannte sie, was der Skisport für sie für eine Bedeutung hat.
«Mein Knie war eigentlich malträtiert und ich konnte nur noch mit Schmerzen Ski fahren. Irgendwann sagte ich: ‹Es reicht!› Die Zeit, die ich dann aber erlebt habe, war die schwerste überhaupt. Ich habe realisiert, dass ich psychisch mehr leide, wenn ich nicht Ski fahren kann. Das Skifahren war schon von Kind auf meine grosse Leidenschaft meine ersten Kindheitserinnerungen drehen sich um das Skifahren mit meinen Eltern. Wenn einem diese Leidenschaft weggenommen wird, tut das einem jungen Menschen sehr weh. Wenn es irgendwie ging, musste ich für meine Seele und für mich als Mensch weiterhin Ski fahren.»
Trainingsbestzeit beim Weltcup-Debüt
Am 2. Dezember 2005 gab Dominique Gisin in Lake Louise ihr Weltcup-Debüt. Im Training fuhr sie Bestzeit und wusste somit für sich, dass sie noch mit den Besten Rennen fahren werden kann. Im eigentlichen Rennen riss jedoch leider wieder das Innenband im rechten Knie und sie musste für vier Monate aussetzen. Mit zwei neunten Plätzen in den Abfahrten in Val-d’Isére im Dezember 2006 und spätestens mit dem zweiten Platz am 13. Januar 2007 in der Abfahrt von Altenmark kämpfte sich Dominique Gisin jedoch wieder zurück. Jetzt war für sie klar: «Es war kein Hirnge- spinst. Ich kann auf dem höchsten Niveau mithalten.» An der Weltmeisterscha 2007 in Åre, ihrer ersten Teilnahme an einem Grossanlass, fuhr Dominique Gisin in der Abfahrt auf den guten fünften Platz.
«Die Saison 2006/07 war im Nachhinein fast ein wenig ein Traum: meine erste richtige Weltcup-Saison und gleich den Sprung aufs Podest. Über den fünften Platz in Åre war ich fast ein wenig enttäuscht – ich wollte diese Medaille. Nichtsdestotrotz war ich wieder auf dem Weg, den ich mir als junges Mädchen erträumt hatte. Es war auch das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte, dass irgendwie etwas zurückkommt.»
Und es sollte weiterhin aufwärts gehen: Am 18. Januar 2009 gelingt Dominique Gisin (wieder) in Altenmark ihr erster Weltcup-Sieg – zeitgleich mit Anja Pärson. Und sechs Tage später bestätigt sie diesen Erfolg mit dem Sieg in der Abfahrt von Cortina d’Ampezzo. Auch wenn Dominique Gisin zwischen den Abfahrten in Altenmark natürlich wieder eine Verletzung – und zwar am anderen Knie – hinnehmen musste, hatte dieses Mal alles geklappt. Und auf einmal schien vieles möglich.
«In Altenmark hat alles gestimmt. Ich war in diesem bekannten Flow und musste gar nicht viel überlegen, obwohl ich alles riskiert habe. Es war auch ganz speziell, dass ich diesen Sieg mit Anja Pärson, einem solchen Jugendidol, teilen konnte. Endlich zuoberst auf dem Podest zu stehen hat mich doch sehr stolz gemacht. Sehr schön war auch, dass mir alle meine Konkurrentinnen diesen Sieg gönnen mochten; wir haben uns alle umarmt und ich war sehr berührt.»